„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Creative & Editorial Director Jana Gutsche
Freunde, ich bin zurück – und das nicht alleine!
Denn heute melde ich mich direkt mit einer eurer liebsten Rubriken zurück zum Dienst. Im heutigen Job-Talk möchte ich euch nämlich Jana Gutsche vorstellen – Creative & Editorial Director, Gründerin, Fashion-Allround-Talent und Interior-Trüffelschwein. Ja, Jana hat so einige Facetten – und vor allem jede Menge Erfahrung in der Kreativbranche. Ich kenne sie noch aus meiner Verlagszeit, in der sie als Ressortleitung Mode und Beauty und Mitglied der Chefredaktion bei der freundin, wo sie an vorderster Front für Trends, Produktionen und Themenauswahl zuständig war. Jetzt aber hat sich Jana an ein neues, eigenes Projekt gewagt und so haben sich unsere Wege auch wieder gekreuzt. Mit ihrem Studio C konzipiert und betreut sie Kreativcontent für Kunden, hat aber auch ihren eigenen kleinen Insta-Shop für die schönsten und sehr besonderen Interior-Objekte (mehr dazu hier), bei dem ich regelmäßig zuschlage. Aber davon erzählt sie euch am besten selbst mehr…
Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?
Ich bin Creative & Editorial Director, Stylistin und Agentur Gründerin. Die letzten 20 Jahre habe ich bei großen Zeitschriften gearbeitet und dort Ressorts wie Mode & Beauty geleitet. Hier war ich vor allem für die Visuals, die Shootings und die Produktinszenierungen verantwortlich. Derzeit mache ich mich selbstständig mit dem Studio C. C steht für „creative content“ und „curated objects“. Hier geht es (immer noch) um Shootings, Visuals und Produktinszenierungen. Nur das Medium ändert sich eben tatsächlich vom Papier hin zu digital, vom Magazin hin zum Tablet gewandt. Den Content mache ich jetzt für externe Kundschaft aus der Fashion Branche, die Objects wiederum für meine eigene Kundschaft. Denn hier betreibe ich einen Instashop und finde, fotografiere, kuratiere und verkaufe ich Vintage Interior Objects.
Und wie bist du geworden was du jetzt bist?
Abi ´99 – Generation Golf. Wir wollten alle ein Handy und „in die Medien oder eine Agentur“. Kennt noch jemand Amanda Woodward von D&D Advertisung im Melrose Place – das war meine Inspiration in den 90ern. Also kamen dann Praktika und eine kaufmännische Ausbildung in Event- & Werbe-Agenturen, danach Assistenzen bei Radio-Stationen & TV-Sendern in Köln, ein abgebrochenes Abendstudium (keine Geduld, das ist bis heute meine Schwäche), stattdessen Umzug nach Berlin und journalistisches Volontariat bei einem Verlag. Danach gings dann schnell von der Jungredakteurin im Text in Berlin zur Mode-Redaktion nach München. Dort habe ich mich dann 10 weitere Jahre hochgearbeitet bis zum Mitglied der Chefredaktion einer großen Frauen- und Publikumszeitschrift. Bis zur großen Print-Krise und der Entlassung aller leitenden und teuren Posten. Vor 1,5 Jahren bin ich dann raus und hab mir erst einmal Zeit genommen, mich zu sortieren. Und wie immer in meinem Leben kamen die Anfragen und Anstöße von ganz allein, wofür ich sehr dankbar bin!
Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?
Nein, eigentlich war ich stets ohne Plan, aber immer mit viel Bauchgefühl dabei.
Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?
Voll : ) Mein Tag startet früh, da ich meinen kleinen Sohn morgens um 8.30Uhr in den Kindergarten bringe. Dann teilt sich mein Tag auf in Kunden- / Pro-Bono-/ oder Eigen-Produktion. Oft vermischen sich dabei auch die Ebenen, manchmal auch Themen und Locations. Ich arbeite aus einem Showroom heraus, der mir derzeit von H&M gestellt wird. Hier kuratiere ich local female creative projects und gebe kleinen Brands und tollen Frauen Starthilfe mit der Umsetzung von kleinen Shootings, Tutorials, mache sie sichtbar mit kleinen Interviews auf social Kanälen und verknüpfe sie mit hilfreichen anderen Brands. Sobald Corona es zulässt, werden hier auch Pop-Ups und Shopping-Events stattfinden.
Den Ort nutze ich aber auch als mein Büro. An meinem Schreibtisch verbringe ich Stunden und baue Moodboards, erstelle Social-Media-Content für Unternehmen, bin aber auch in Fotostudios unterwegs zum Shooten und viel auf Kundenterminen – oder eben in Zoom-Calls. Für die Objects hingegen gehe ich „hunten“, da findet man mich auch gern mal auf Haushaltsauflösungen, Kellern und anderen absurden Fundgruben. Das ist quasi mein Yoga und eine absolute Leidenschaft.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Alle reden über die Auswirkungen der Digitalisierung in Kombi mit der Print-Krise, was natürlich schrumpfende Budgets und ein Preis-Dumping mit sich bringt. Das spüre auch ich, wenn ich Anfragen bekomme und Angebote formuliere. Aber ich mag eben auch Neues, den Flow und die schnellen kleinen Kanäle, die sich öffnen, wenn der breite Strom Überhand nimmt. Meine Objects sind dafür ein gutes Beispiel, so ein Modell wäre vor 5 Jahren noch nicht möglich gewesen. Die Rückbesinnung auf Selbermachen, Handwerke, Nischen-Erkunden ist schon auch ziemlich toll.
Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?
Die sind definitiv da. Kommen in Wellen, gehen aber auch wieder.
Ich habe gelernt, dass es besonders gut läuft, wenn es Spass macht. Das versuche ich seitdem zu berücksichtigen und einen guten Vibe in alles reinzubringen. Auch Flexibilität hilft, wenn etwas sich ändert oder nicht mehr läuft: Versuchs anders, halte nicht fest. Mir ist bewusst, dass die objects ein saisonales Thema sind – Einrichten ist im Sommer eher nicht so. Daher arbeite ich gerade an Kollaborationen für Outdoor-Kissen, Taschen-Kollektionen und Spring-Summer-Fashion-Illustrationen… Going with the flow, zuhören, den Bedarf im Auge haben – und niemals, niemals den eigenen Spaß daran vergessen.
Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?
Ich habe selbst viele Nachwuchs rekrutiert und habe immer auf einen guten Charakter und einen Knick im Lebenslauf gesetzt. Klingt blöd, aber der bringt oft ein wenig Demut mit, was zu hohen Erwartungen und einer falschen Attitude gut entgegenwirkt. Soft-skills und gegebener guter Geschmack (hat man oder hat man eben nicht) sind das A und O – alles andere kann man lernen.
Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?
Authentizität, Stilsicherheit, Flexibilität (und das wichtigste: FLEIß!)
Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?
Be nice & be happy to help! Denn niemand ist eine Insel! Im Team beginne ich mit Feedback oder Kritik lieber mit „Auf mich wirkt es so…“ statt „Du hast…“ – dieser Rat eines Business-Coach hat oft schon brenzlige Situationen gerettet.
Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?
Ich liebe es Dinge und Menschen zusammenzuführen, eine Bühne zu inszenieren. Design, Fotografie – irgendwas davon hätte es schon auch aus Versehen werden können.
Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Beruflich wünsche ich mir, dass ich es mir weiterhin leisten kann, meinem Bauchgefühl zu folgen und davon zu leben. Dass objects wächst, dass meine anstehenden Ideen und Kollaborationen von Interesse sind. Dass der kuratierte Showroom ohne Corona endlich richtig öffnen kann. Dass ich weiterhin mit so vielen interessanten und interessierten Leuten aus der Branche arbeiten darf. Meine privaten Wünsche sind eher basic: eine gute und gesunde Zeit mit meinem Sohn Carli.