„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Autorin, Moderatorin & Sprecherin Vreni Frost
Meine heutige Job-Talk-Kandidatin kennen viele von euch sicherlich bereits. Als Influencerin, als Modeverrückte (und meine persönliche Stil-Schwester im Geiste) oder als Vintage-Trüffelschwein par excellence (siehe @vrenissage). Ganz genau – die Rede ist von Vreni Frost! Eine der ersten echten deutschen Bloggerinnen und digitales Urgestein (ist durchweg positiv gemeint, liebste Vreni). Aber auf dem bereits Erreichten ausruhen? Das ist nicht so Vreni Ding! Deshalb hat die gebürtige Bayerin nochmal umgeschult, eine Ausbildung zur professionellen Sprecherin gemacht und setzt ihre wunderschöne Stimme ab sofort nicht mehr nur in ihren Insta-Stories ein, sondern auch in Podcasts, Hörspielen oder als Moderatorin.
Ich persönlich schätze Vrenis Stimme nicht nur aufgrund ihrer Klarheit oder Tonalität, sondern weil sie damit auch echt was zu sagen hat. Ganz egal, ob ihr mal was gehörig gegen den Strich geht oder sie mal eben eine gesamte Branche vor Gericht verteidigt (Stichwort Werbekennzeichnungsdebatte) – Vreni hat Meinung und Mut und vergisst dabei trotzdem nie die Regeln einer angemessenen Gesprächskultur. Deshalb bin ich mir zu 1000% sicher, dass wir Vrenis Stimme in Zukunft noch viel hören werden und bin heilfroh, dass ich sie für meinen Blog-Talk gewinnen konnte, bevor sie so neben der Moderation der Oscars oder der Tagesschau keine Zeit mehr findet! Deshalb: Bühne frei für Vreni Frost, Sprecherin, Moderatorin & Autorin…
Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?
Oh Gott, gleich die erste Frage ist nicht knapp zu beantworten. Ich habe jahrelang als Vollzeit Bloggerin gearbeitet und war auch beratend für Unternehmen tätig. Der Blog liegt seit Anfang 2020 auf Eis. Als Autorin bin ich aber immer noch tätig, mein erstes Buch „Glanz und Gloria – der Universalreiniger für ein besseres Leben“ erschien im März 2020. Außerdem habe ich mir einen Traum erfüllt und mich zur professionell Sprecherin für Hörbuch, Hörspiel, Synchron und Co. ausbilden lassen. Mittlerweile arbeite ich viel als Moderatorin und Sprecherin. Ich mache beispielsweise den Podcast „Follow 4 Follow“ für den bayerischen Rundfunk, zusammen mit meiner Freundin Miyabi Kawai „Körperkram“ für Audible oder moderiere das Spotify Original „Man lernt nie aus“.
Und wie bist du geworden was du jetzt bist?
Ich habe erfolgreich mein Jurastudium im zweiten Semester abgebrochen und dann Medienwissenschaften studiert.
In Tübingen habe ich meinen Master gemacht und arbeitete danach ein knappes Jahr in London bei einer Unternehmensberatung. Das war mir aber viel zu viel Lobbyismus, zu steif und ehrlich gesagt auch zu manipulativ in vieler Hinsicht. Mein Herz schlug schon immer für die kreativen Berufe. Ich habe bereits während meines Studiums als Rhetorik- und Kommunikationstrainerin gearbeitet und nach London in Stuttgart Vollzeit damit weitergemacht. Nachdem bei mir mit 26 eine schwere Depression diagnostiziert wurde, bin ich nach Berlin zu meinen Eltern gezogen und konnte erst einmal drei Monate nichts tun, außer zu heilen. Als es mir wieder besser ging, war meine beste Freundin zu Besuch und es war Fashion Week in Berlin. Im Tagesspiegel gab es Karten zu gewinnen und ich habe tatsächlich zwei Tickets gewonnen. Als wir dann auf der Modenschau waren, war ich so beeindruckt, dass ich zu meiner besten Freundin gesagt habe: „Und in der nächsten Saison arbeite ich hier. Egal wie.“ Ich habe mich dann in verschiedenen PR Agenturen beworben, bin genommen worden und war tatsächlich bei der nächsten Fashion Week backstage, habe Pressevertreter betreut, Gästelisten und Events organisiert. Nebenher habe ich, rein als Hobby, den Blog neverever.me geschrieben. Nach sechs Jahren habe ich meinen Job in der PR aufgegeben und mich Vollzeit in die Arbeit für den Blog gestürzt.
Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?
Nie im Leben. Ich dachte früher immer ich werde Juristin mit schickem Sportwagen und tollen Klamotten. Der Sportflitzer ist mir heute sowas von Schnuppe, ich bin so glücklich, mit dem was ich mache. Ich war die erste Generation, die den Beruf Blogger hauptberuflich ausgeübt hat. Das war ganz schön spannend – Und oftmals auch ganz schön mühsam, weil natürlich niemand verstanden hat, was ich da eigentlich mache.
Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?
Gerade erwischt du mich im Zug nach Hamburg. Dort nehme ich heute im Studio eine Rolle für „Fünf Freunde“ auf. Morgen bin ich dann den ganzen Tag in einem anderen Studio und moderiere meinen Finanz-Podcast für die deutsche Vermögensberatung. Dazwischen beantworte ich E-Mails, lese Skripte, recherchiere und arbeite an meinen Moderationen. Allerdings habe ich mir heute in Hamburg ein richtig nettes Hotel rausgelassen und werde einfach mal 2 Stunden am Pool chillen.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Ich bin gerade neu in eine Branche eingetreten, nämlich die der professionellen Sprecher*innen und es ist schwer, hier Fuß zu fassen. Sprechen ist für mich, wie ein Musikinstrument lernen. Ich habe 13 Jahre lang Viola gespielt und zehn Jahre lang klassischen Gesang gelernt. Üben üben üben ist die Devise. Darüber hinaus bin ich eine sehr gute Netzwerkerin und das bringt mir natürlich auch hier viel. Dennoch sind gute Kontakte alleine nichts, wenn ich nicht auch durch meine Stimme und Arbeit überzeugen kann.
Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?
Selbstzweifel habe ich tatsächlich nur noch selten. Ich bin sehr selbstbewusst in meinen verschiedenen Berufen geworden, weil ich weiß, was ich kann und weil ich zugeben kann, was ich nicht kann oder will – auch das ist sehr wichtig für die eigene Karriere. Ich habe früher immer gedacht, ich wäre eine super Führungskraft, bin das wahrscheinlich aber auch, aber es macht mich komplett fertig, so viel Verantwortung für andere tragen zu müssen.
Was ich immer noch lernen muss, ist, mich besser zu organisieren. Ich liebe, was ich tue und kann deswegen zu neuen Angeboten schlecht Nein sagen, weil ich alles machen will. Und dann wächst mir irgendwann alles über den Kopf…
Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?
Je früher, desto besser. Viele Synchronsprecher*innen stehen schon als Kind im Studio. Eine gute Sprechtrainerin suchen und unbedingt Schauspielunterricht nehmen. Mutig sein! Viele werden sagen, dass man in diesen Bereich nur furchtbar schwer rein kommt. Ich bin das beste Beispiel dafür, dass der Quereinstieg funktionieren kann.
Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?
Kreativität, Professionalität und eine Rampensau sein.
Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?
Mach Pausen! Unser Gehirn braucht Pausen, um kreativ arbeiten zu können. Das wird leider viel zu oft unterschätzt.
Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?
Dann hätte ich reich geheiratet und wäre Society Lady 😉
Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Dazu gibt es eine kleine Anekdote: ich habe mich beim Hörverlag beworben, die ganz tolle Produktionen machen. Ich habe eine sehr nette Absage bekommen mit der Begründung, dass Kunden sich bekannte Stimmen wünschen und man deshalb keine neuen Stimmen aufnehme zur Zeit. Ich habe kurz darüber nachgedacht, ob ich traurig bin und dann geantwortet, dass ich das verstehen könne und nun einfach daran arbeite, bald zu den bekanntesten Stimmen zu gehören. Und das ist tatsächlich mein Ziel: ich möchte zu den bekanntesten und besten Sprecher*innen in Deutschland gehören. Ist noch ein weiter Weg, aber auch ein wunderschöner Weg mit unzähligen spannenden Stationen.
Ein toller und aufschlussreicher Beitrag über eine inspirierende und mutige Frau! Alle Achtung an Vreni Frost und weiterhin viel Erfolg bei ihrer Sprecherinnen-Karriere 🚀
Kann ich komplett so unterschreiben 🙂 Danke für dein Feedback, liebe Katy!